Hybridbaustoff aus nachwachsenden, biogenen Rohstoffen in Verbindung mit Kalk
Hanfkalk kann als eine Arte Hybridbaustoff bezeichnet werden und bestehen im wesentlichen aus den Schäben der Nutzhanfpflanze und einem kalkbasierten Bindemittel. Gebäudehüllen aus Hanfkalk bieten thermische Isolierung, Wärmespeicherkapazität und damit hervorragende Dämmeigenschaften im Winter und Sommer. Hanfkalk ist widerstandsfähig und dauerhaft, leicht, offenporig und begünstigt ein gutes Diffusionsverhalten. Seine hygroskopischen Eigenschaften puffern Temperaturschwankungen, regulieren die Luftfeuchtigkeit und begünstigen ein gesundes Innenraumklima. Kohlenstoff wird in der Nutzhanfpflanze eingelagerte und mit dem Verbau der Hanfschäben konserviert – hiermit erreicht Hanfkalk eine negativen CO2- Bilanz.
Stand des Wissens und der Technik
Der heutige Stand des Wissens und der Technik über Hanfkalk geht zurück auf systematische Dokumentationen und Analysen, die mit der Sanierung und Restaurierung von historischen Fachwerkhäusern in Frankreich in den frühen 90er Jahren entstanden. Mit steigender Popularität und Einsatz von Hanfkalk in Alt- und Neubauprojekten als Bau- und Dämmstoff in Frankreich und England, wuchs weltweit auch die Anzahl der durchgeführten wissenschaftlichen Studien und Prüfungen seiner
baubiologischen und bauphysikalischen Eigenschaften. Heute wird Hanfkalk bereits international für vielseitige Bauprojekte angewendet. Eines der aktuellsten Projekte im Hochbau ist das Harrington Hemp Project in Cape Town.
In Deutschland entstand 2022 ein modernes Einfamilienhaus/ Ferienhaus auf der Insel Rügen.
Auswahl der Bindemittel
Die Auswahl und Menge der Bindemittel haben einen großen Einfluss auf die bauphysikalisch- undbautechnischen Eigenschaften des Hanfkalks und hängen primär von der Herstellungsart und dem Anwendungsbereich im Gebäude (Wand, Boden, Dach, Innen und Außen) ab. Je nach Zusammensetzung des Gemisches kann es direkt auf der Baustelle in Schalungen gefüllt oder auch gegen eine Wand gesprüht werden. Nach dem Aushärten entsteht somit ein nicht- lastabtragender ökologischer Bau- und Dämmstoff, der in Kombination mit tragenden Strukturen, wie einem
Holzständerwerk oder Stahlbetonstützen, eine Gebäudehülle ergeben kann.